An Peter Scher

Mein lieber Peter Scher,
Horch her:

Ich hätte dich manchmal hassen
Und an der Gurgel fassen
Wollen, dich, den der Ringelnatz liebt.
Weil du nicht lernst, daß es Etwasse gibt,
die gar nichts mit sich anfangen lassen.
Oder weil du, der auch du mich liebst,
das nicht zugibst.
Und gerade auf das Zugeben
Kommt’s an im Leben.

Du bist oft an falscher Stelle zu dick.

Wir sind Freunde auf Lebenszeit.
Ich kenne deine Vergangenheit.
Und ich weiß: im wichtigen Augenblick
Bist du ganz und groß und hilfsbereit.

Joachim Ringelnatz: Allerdings
Gedichte, © 1928 by Ernst Rowohlt Verlag

Einladender Komplizenblick

Der Doktor lacht […] Ich lache nicht, ich gehen nicht auf seine Annäherungsversuche ein: also probiert er, immer noch lachend, das schreckliche Feuer seiner Pupillen an mir aus. Wir schauen uns schweigend ein paar Sekunden lang an; er mustert mich, als wäre er kurzsichtig, er ordnet mich ein. In die Kategorie der Spinner? In die der Strolche?

Trotzdem ist er es, der den Kopf abwendet: eine kleine Schlappe vor einem einsamen Typ ohne soziale Bedeutung, das lohnt nicht, erwähnt zu werden, das vergisst man auf der Stelle. […]

Ich schäme mich für Herrn Achille. Wir gehören zu der selben Sorte, wir müssten gegen sie zusammenhalten. Aber er hat mich im Stich gelassen, er ist auf ihre Seite übergelaufen: er glaubt ehrlich daran, an die Erfahrung. Nicht an seine noch an meine. An die des Doktors Rogé. Vorhin fühlte Herr Achille sich komisch, er hatte den Eindruck, ganz allein zu sein; jetzt weiß er. daß es andere von seiner Sorte gegeben hat, viele andere: der Doktor Rogé ist ihnen begegnet […]

Jean-Paul Sartre, Der Ekel, 1938, © 1981 by Rowohlt Verlag GmbH, p80ff

Willing and able

Zitat

„Letzteres“, sagte sie. „Das du deiner Mutter nachschlägst, ist nicht weiter verwunderlich. Dein Vater ist ja nicht gerade jemand, der zur Nachahmung inspiriert. Nein, Menschen verwechseln Macht mit Willen, weil die wenigsten auch nur den blassesten Schimmer davon haben, was sie wirklich wollen. Und ohne dieses Wissen bleibt der Wille allein ohnmächtig.“

Richard Russo „Diese gottverdammten Träume“