Man kann jahrelang in völliger Isolation arbeiten, das ist sogar die einzige Möglichkeit, wirklich zu arbeiten, aber irgendwann kommt dann ein Moment, in dem man das Bedürfnis hat, seine Arbeit der Welt zu zeigen; nicht so sehr, um deren Urteil einzuholen, sondern um sich selbst der Existenz dieser Arbeit und sogar der eigenen Existenz zu vergewissern, denn innerhalb staatenbildender Arten ist die Individualität nur eine kurz anhaltende Fiktion.Seite 121
Michel Houellebecq: KARTE UND GEBIET
Roman Aus dem Französischen von Uli Wittmann
© 2010 Michel Houellebecq/Flammarion
Die französische Originalausgabe erschien 2010 unter dem Titel
La carte et le territoire bei Flammarion, Paris. © 2011 für die deutsche Ausgabe: DuMont Buchverlag, Köln
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Orinoko
Erst Tage darauf kam wieder eine Siedlung in Sicht.
Ein vom Schweigen blöd gewordener Missionar begrüßte sie stotternd.
Daniel Kehlmann
Die Vermessung der Welt, Seite 131
Roman
Copyright © 2005 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg
Kompensation für Probleme privater Art
Wissen Sie«, fügte er noch hinzu, »ich habe immer die widerwärtige, wenn auch sehr überzeugende These verabscheut, dass ein vordergründig uneigennütziges, großzügiges politisches oder soziales Engagement in den meisten Fällen nur eine Kompensation für Probleme privater Art sei.«
Seite 254
Michel Houellebecq: KARTE UND GEBIET
Roman Aus dem Französischen von Uli Wittmann
© 2010 Michel Houellebecq/Flammarion
Die französische Originalausgabe erschien 2010 unter dem Titel
La carte et le territoire bei Flammarion, Paris. © 2011 für die deutsche Ausgabe: DuMont Buchverlag, Köln
Begegnung mit dem Dunkel
Unheimlicher als die Geister aber waren die Geschichten über sie: Kunth gab den beiden Jungen Bücher zu lesen, in denen es um Mönche ging, um offene Gräber, Hände, die aus der Tiefe ragten, in der Unterwelt gebraute Elixiere und Séancen, bei denen Tote zu schreckensstarren Zuhörern sprachen.
Solches kam gerade in Mode und war noch so neu, daß keine Gewohnheit gegen das Grauen half. Das sei nötig, erklärte Kunth, die Begegnung mit dem Dunkel sei Teil des Heranwachsens, wer metaphysische Angst nicht kenne, werde nie ein deutscher Mann. Einmal stießen sie auf eine Geschichte über Aguirre den Wahnsinnigen, der seinem König abgeschworen und sich selbst zum Kaiser ernannt hatte. In einer Alptraumfahrt ohnegleichen waren er und seine Männer den Orinoko entlanggefahren, an dessen Ufern das Unterholz so dicht war, daß man nicht an Land gehen konnte. Vögel schrien in den Sprachen ausgestorbener Völker, und wenn man aufblickte, spiegelte der Himmel Städte, deren Architektur offenbarte, daß ihre Erbauer keine Menschen waren. Noch immer waren kaum Forscher in diese Gegend vorgedrungen, und eine verläßliche Karte gab es nicht.
Aber er werde es tun, sagte der jüngere Bruder. Er werde dorthin reisen.
Sicherlich, antwortete der Altere.
Er meine es ernst!
Das sei ihm klar, sagte der Ältere und rief einen Diener, um Tag und Stunde zu bezeugen. Einmal werde man froh sein, diesen Augenblick fixiert zu haben.Daniel Kehlmann
Die Vermessung der Welt, Seite 21
Roman
Copyright © 2005 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg
Rebel yell
Eine Vernachlässigung sentimentalischer Kultur in frühen Lebensphasen könne später unerfreuliche Folgen zeitigen.Daniel Kehlmann
Die Vermessung der Welt
Seite 23
Roman
Copyright © 2005 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg
Es geht um die Sterne
Am nächsten Morgen klopfte jemand an seine Tür. Ein Junge stand draußen, sah mit aufmerksamen Augen zu ihm auf und fragte, ob er mitfliegen dürfe.
Mitfahren, sagte Pilâtre. Mit dem Ballon fahre man. Man sage nicht fliegen, sondern fahren. So sei es Sitte unter Ballonleuten.
Welchen Ballonleuten?
Er sei der erste, sagte Pilâtre, und er habe es so verfügt.
Und nein, natürlich könne keiner mitfahren. Er tätschelte ihm die Wange und wollte die Tür schließen.
Das sei sonst nicht seine Art, sagte der Junge und wischte sich die Nase mit dem Handrücken ab. Aber sein Name sei Gauß, er sei nicht unbekannt, und in Kürze werde er so große Entdeckungen machen wie Isaac Newton. Das sage er nicht aus Eitelkeit, sondern weil die Zeit knapp und es nötig sei, daß er an dem Flug teilnehme. Man sehe doch die Sterne von da oben besser, nicht wahr?
Klarer und nicht verschleiert vom Dunst?
Darauf könne er wetten, sagte Pilâtre.
Deshalb müsse er mit. Er wisse viel über Sterne. Man könne ihn der schärfsten Prüfung unterziehen.
Pilâtre lachte und fragte, wer einem kleinen Mann denn beibringe, so schön zu reden. Er überlegte eine Weile. Na gut, sagte er schließlich, wenn es um die Sterne gehe!
Daniel Kehlmann
Die Vermessung der Welt, Seite 64
Roman
Copyright © 2005 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg
Παλιρός, Παραλία Βαθύ
There is something cheery in its very dinginess, and something free and elfin in its very insignificance.
g. K. Chesterton, The wisdom of father Brown: the head of ceasar, Bloomsbury Books London
Ψαροταβέρνα Δεμέστιχας, Σκουτάρι
Abkühlung in Gythio
Bad imitation of kindness
Mr. Lever was torn in two. He was a kind man, and had also that bad imitation of kindness, the dislike of any difficulty or scene.
g. K. Chesterton, The innocence of father Brown: the queer Feet, Bloomsbury Books London