
Ich glaube nicht, dass Wegignorieren bei der Gefahr von rechts hilft. Ich glaube, dass wir aktiv zeigen müssen, dass wir Rechten keinen Platz geben und dass wir deswegen auch eben in die Oberstadt gehen, wo die Burschenschaften sind.
Ich glaube nicht, dass Wegignorieren bei der Gefahr von rechts hilft. Ich glaube, dass wir aktiv zeigen müssen, dass wir Rechten keinen Platz geben und dass wir deswegen auch eben in die Oberstadt gehen, wo die Burschenschaften sind.
Das ist die ewige Raserei der Justiz, sie glaubt gerecht zu peitschen und wird selbst gepeitscht von der Politik, heut‘ von dieser, morgen von jener, Macht geht vor Recht, ohnmächtig schlagen Fäuste gegen Eisentüren.
Egon Erwin Kisch: Kriminalistisches Reisebuch, Seite 57
Band 1 aus der Reihe „Berichte aus der Wirklichkeit, herausgegeben von Eduard Trautner
Copyright 1927 © by Verlag Die Schmiede, Berlin
Einbandentwurf von Georg Salter, Berlin
Die in Polen lebende Publizistin Anne Applebaum hat etwas gesagt, das ich gern ein paar Jahre früher verstanden hätte: „Sie und ich gehören zu den privilegiertesten Menschen auf dem Planeten. Wir haben nicht nur das Recht auf freie Meinungsäußerung, wir können es auch ausüben, wir können politisch engagierte Bürger sein. Es ist absurd, wenn Leute wie wir darüber nachdenken, zu verzweifeln oder aufzugeben.“
„Eine erniedrigte Gruppe, die ihre Würde wiederherstellen will, verfügt über weit mehr emotionales Gewicht als eine, die nur ihren wirtschaftlichen Vorteil verfolgt“, formuliert der liberale Politiktheoretiker Francis Fukuyama. „Letztlich ist es das innere Gefühl der Würde, das nach Anerkennung drängt.“ Subalterne, also erniedrigte Gruppen kämpfen stets nicht nur um formale Rechte oder materielle Besserstellung, sondern auch um ihren Selbstwert.
Der pseudoliberale deutsche Spießer nimmt dagegen schnell die Bücklingshaltung ein. Er gibt jene Selbstachtung und Würde auf, die andere in prekäreren Positionen entgegen allen Widrigkeiten verteidigen. Man kennt es aus Literatur und Lebenserfahrung, staunt aber dennoch immer wieder aufs Neue.
taz, Kolumne Schlagloch von Robert Misik
Wenn man in der Bundesrepublik der Siebzigerjahre aufwuchs, wusste man, dass parallel zur poppigen Afri-Cola-Sinalco-Werbewelt, zur sozialliberalen „Mehr Demokratie wagen“-Koalition und zu den antiautoritären Kinderläden noch ein anderes Deutschland existierte. Im Untergeschoss.
Medienberater machen Werbung für sich, indem sie erklären, wie sie Politikern beibringen, in Interviews keinesfalls auf Fragen zu antworten, sondern ohne Rücksicht auf den Gesprächspartner ihre „Erzählung“ zu „präsentieren“. Alle spielen allen etwas vor und reden auch noch offen darüber.
taz: Tanz die Performanz. Kolumne Die Wahrheit von Hartmut El Kurdi
Die von der Polizei geschaffene Ruhe und Ordnung ist keine Ruhe und Ordnung, die man wünschen kann, und so leicht für eine Polizeiausstellung gute Kritiken zu haben sind, so starken Zulauf ihr der Sensationshunger verschafft, man sollte dennoch keine Polizeiausstellungen veranstalten, weil unter den Massen der Besucher auch nachdenkliche sein könnten, denen einfällt, daß (selbst) die (beste) Polizei nichts als die Symptome ausrottet, und daß ihre Erfolge teuer bezahlt sind.
Egon Erwin Kisch: Kriminalistisches Reisebuch, Seite 13
Band 1 aus der Reihe „Berichte aus der Wirklichkeit, herausgegeben von Eduard Trautner
Copyright 1927 © by Verlag Die Schmiede, Berlin
Einbandentwurf von Georg Salter, Berlin
Und so funktioniert die neue Rechte. Sie nimmt etwas ein, was für alle da ist. Sie deutet diese Räume, diese Themen, diese Orte um. Sie übernimmt Dinge, die per se eigentlich gar nicht politisch sind. Und durch die Übernahme werden die Dinge politisch. Und jedes Mal, wenn wir darauf stoßen, sickert ihre Politik in den Alltag ein, ins Stadtbild, in die Köpfe.
Solidaritätskundgebung am Freitag, 17. Mai um 19:00 vor dem Qlosterstüffje, Venloer Straße 221
Das Qlosterstüffje ist eine über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Kneipe mit Kicker, Kegelbahnen und Karnevalpartys. Unkonventionell und nicht davon getrieben, immer hipper zu werden. Eine Kneipe für die Nachbarschaft, für alle Altersgruppen, für unterschiedlichste Stammtische, zum Debattieren und Feiern.
Freund*innen des Qlosterstüffjes
Wieder droht ein Ort der Begegnung und Kultur, der das Leben im Veedel auszeichnet, Immobilienspekulation zum Opfer zu fallen
Es ist bislang eine Art Trickle-down-Faschismus, der sich langsam seinen Raum nimmt in den Gesellschaften, eine Grundhaltung des Verdachts statt des Vertrauens.
Die Faschisten von heute haben gelernt, die Prinzipien der liberalen Demokratie zu benutzen, um sie auszuhöhlen und abzuschaffen. Das Recht etwa oder die Rechtsprechung, das sie als antiliberales Mittel entdeckt haben, die USA sind dafür ein Beispiel.
Georg Diez, taz vom 26.10.2022
In den Kreisen, die Margarete umgaben, wurde Rußland modern. Margarete fing an, Russisch zu lernen. Ihr Lehrer war ein geflüchteter russischer Ingenieur ohne Papiere und ohne Geld. Er sprach gerne von den Grausamkeiten der Bolschewiken, und man kann sagen, daß er davon lebte. Er gefiel allen Menschen, die sich über Revolutionen ärgern. Es ist sehr angenehm, gerade diesen Menschen zu gefallen, denn sie sind es, die Geld haben.
Perlefter
Joseph Roth
© 1978 Verlag Allert de Lange Amsterdam
und Verlag Kiepenheuer & Witsch Köln
Schutzumschlag und Einband Hannes Jähn
Gesamtherstellung Becker Graphischer Betrieb Kevelaer
ISBN 3 462 01263 0