The piper

„I’s gone!“ sighed the Rat, sinking back in his seat again. „So beautiful and strange and new! Since it was to end so soon, I almost wish I had never heard it. For it has roused a longing in me that is pain, and nothing seems worth while but just to hear that sound once more and go on listening to it for ever. No!

There it is again!“ he cried, alert once more. Entranced, he was silent for a long space, spellbound.

„Now it passes on and I begin to lose it,“ he said presently. „O, Mole! the beauty of it! The merry bubble and joy, the thin, clear happy call of the distant piping! Such music I never dreamed of, and the call in it is stronger even than the music is sweet! Row on, Mole, row! For the music and the call must be for us.“ The Mole, greatly wondering, obeyed. „I hear nothing myself,“ he said, „but the wind playing in the reeds and rushes and osiers.“

The Rat never answered, if indeed he heard. Rapt, transported, trembling, he was possessed in all his senses by this new divine thing that caught up his helpless soul and swung and dandled it, a powerless but happy infant in a strong sustaining grasp.

In silence Mole rowed steadily, and soon they came to a point where the river divided, a long backwater branching off to one side. With a slight movement of his head Rat, who had long dropped the rudder-lines, directed the rower to take the backwater. The creeping tide of light gained and gained, and now they could see the colour of the flowers that gemmed the water’s edge.

„Clearer and nearer still,“ cried the Rat joyously.

„Now you must surely hear it! Ah – at last – I see you do!“

Breathless and transfixed the Mole stopped rowing as the liquid run of that glad piping broke on him like a wave, caught him up, and possessed him utterly. He saw the tears on his comrade’s cheeks, and bowed his head and understood. For a space they hung there, brushed by the purple loosestrife that fringed the bank; then the clear imperious summons that marched hand-in-hand with the intoxicating melody imposed its will on Mole, and mechanically he bent to his oars again. And the light grew steadily stronger, but no birds sang as they were wont to do at the approach of dawn; and but for the heavenly music all was marvellously still.

On either side of them, as they glided onwards, the rich meadow-grass seemed that morning of a freshness and a greenness unsurpassable. Never had they noticed the roses so vivid, the willowherb so riotous, the meadow-sweet so odorous and pervading. Then the murmur of the approaching weir began to hold the air, and they felt a consciousness that they were nearing the end, whatever it might be, that surely awaited their expedition.

Kenneth Grahame: The wind in the willows – 1908

always wanting you to do something

„The bank is so crowded nowadays that many people are moving away altogether. O no, it isn’t what it used to be, at all. Otters, kingfishers, dabchicks, moorhens, all of them about all day long and always wanting you to do something – as if a fellow had no business of his own to attend to!“

Kenneth Grahame: The wind in the willows – 1908

Rammstein

Naivität ist kein Verbrechen, schon gar keines, das mit Übergriffigkeiten von leicht ranzigen Typen bestraft werden sollte. Allerdings wäre es für Fans auch kein Fehler, erst einmal anzunehmen, dass jeder „Star“ von zu viel Geld, zu viel Drogen und zu viel Arschkriechern bis in den Boden seiner bankrotten Seele korrumpiert wurde und man keine menschenähnlichen Verhaltensweisen erwarten darf. So lange, bis das Gegenteil bewiesen ist, gilt die Verrottungsvermutung.

Susanne Fischer,
14.6.2023 taz

Gold ist Trumpf

In dem Liede lebt unsre Freundschaft fort bis diesen Tag, ganz so, als sei nichts vorgefallen. Und am Ende, warum auch nicht? Ich persönlich bin drüber weg, und Jenny Treibel hat ein Talent, alles zu vergessen, was sie vergessen will. Es ist eine gefährliche Person und um so gefährlicher, als sie’s selbst nicht recht weiß, und sich aufrichtig einbildet, ein gefühlvolles Herz und vor allem ein Herz ›für das Höhere‹ zu haben. Aber sie hat nur ein Herz für das Ponderable, für alles, was ins Gewicht fällt und Zins trägt, und für viel weniger als eine halbe Million gibt sie den Leopold nicht fort, die halbe Million mag herkommen, woher sie will. Und dieser arme Leopold selbst. So viel weißt du doch, der ist nicht der Mensch des Aufbäumens oder der Eskapade nach Gretna Green. Ich sage dir, Marcell, unter Brückner tun es Treibels nicht, und Koegel ist ihnen noch lieber. Denn je mehr es nach Hof schmeckt, desto besser. Sie liberalisieren und sentimentalisieren beständig, aber das alles ist Farce; wenn es gilt Farbe zu bekennen, dann heißt es: ›Gold ist Trumpf‹ und weiter nichts.«

»Ich glaube, daß du Leopold unterschätzest.«

»Ich fürchte, daß ich ihn noch überschätze. Ich kenn ihn noch aus der Untersekunda her. Weiter kam er nicht; wozu auch? Guter Mensch, Mittelgut, und als Charakter noch unter Mittel.«

» Wenn du mit Corinna sprechen könntest.«

» Nicht nötig, Marcell. Durch Dreinreden stört man nur den natürlichen Gang der Dinge. «

Frau Jenny Treibel oder „Wo sich Herz zum Herzen find’t ist ein Roman Theodor Fontanes. Von Januar bis April 1892 in der Deutschen Rundschau vorabgedruckt, Ende 1892 (mit der Jahreszahl 1893) als Buch ausgeliefert

Er säte Heimweh für’s ganze Leben

Gleich hinter dem Marktplatz trafen sie die Pferde, wie der Mann gesagt hatte. Nicht weniger als drei Tage brauchten sie, bis sie zur Grenze kamen, denn sie mieden die Eisenbahn. Es erwies sich unterwegs, daß der Begleiter Schemarjahs genau Bescheid im Lande wußte. Er gab es zu erkennen, ohne daß ihn Schemarjah gefragt hätte. Auf die fernen Kirchtürme deutete er und nannte die Dörfer, zu denen sie gehörten. Er nannte die Gehöfte und die Güter und die Namen der Gutsbesitzer. Er zweigte oft von der breiten Straße ab und fand sich auf schmalen Wegen in kürzerer Zeit zurecht. Es war, als wollte er Schemarjah noch schnell mit der Heimat vertraut machen, ehe der junge Mann auszog, eine neue zu suchen. Er säte das Heimweh für’s ganze Leben in das Herz Schemarjahs.

Eine Stunde vor Mitternacht kamen sie zur Grenzschenke. Es war eine stille Nacht. Die Schenke stand in ihr als einziges Haus, ein Haus in der Stille der Nacht, stumm, finster, mit abgedichteten Fenstern, hinter denen kein Leben zu ahnen war. Millionen Grillen umzirpten es unaufhörlich, der wispernde Chor der Nacht. Sonst störte sie keine Stimme. Flach war das Land, der gestirnte Horizont zog einen vollendet runden tiefblauen Kreis darum, der nur im Nordosten durch einen hellen Streifen unterbrochen war, wie ein blauer Ring von einem Stück eingefaßten Silber.
Man roch die ferne Feuchtigkeit der Sümpfe, die sich im Westen ausbreiteten und den langsamen Wind, der sie herübertrug. „Eine schöne echte Sommernacht!“ sagte der Bote Kapturaks. Und zum ersten Mal, seitdem sie zusammen waren, ließ er sich herbei, von seinem Geschäft zu sprechen:

„Man kann in so stillen Nächten nicht immer ohne Schwierigkeiten hinüber. Für unsere Unternehmungen sind Regen nützlicher.“ Er warf eine kleine Angst in Schemarjah. Da die Schenke, vor der sie standen, stumm und geschlossen war, hatte Schemarjah nicht an ihre Bedeutung gedacht, bis ihn die Worte des Begleiters an sein Vorhaben erinnerten.
„Gehen wir hinein!‘ sagte er, wie einer, der die Gefahr nicht länger aufschieben will.
,,Brauchst Dich nicht zu eilen, wir werden lange genug warten müssen!“

Er trat dennoch ans Fenster und klopfte leise an den hölzernen Laden. Die Tür öffnete sich und entließ einen breiten Strom gelben Lichts über die nächtliche Erde. Sie traten ein. Hinter der Theke, genau im Lichtkegel einer Hängelampe, stand der Wirt und nickte ihnen zu, auf dem Fußboden hockten ein paar Männer und würfelten. An einem Tisch saß Kapturak mit einem Mann in Wachtmeisteruniform. Niemand sah auf. Man hörte das Klappern der Würfel und das Ticken der Wanduhr. Schemarjah setzte sich. Sein Begleiter bestellte zu trinken. Schemarjah trank einen Schnaps, er wurde heiß, aber ruhig. Sicherheit fühlte er wie noch nie; er wußte, daß er eine der seltenen Stunden erlebte, in denen der Mensch an seinem Schicksal nicht weniger zu formen hat, als die große Gewalt, die es ihm beschert.

Kurz nachdem die Uhr Mitternacht geschlagen hatte, knallte ein Schuß, hart und scharf, mit einem langsam verrinnenden Echo. Kapturak und der Wachtmeister erhoben sich. Es war das verabredete Zeichen, mit dem der Posten zu verstehen gab, daß die nächtliche Kontrolle des Grenzoffiziers vorbei war. Der Wachtmeister verschwand. Kapturak mahnte die Leute zum Aufbruch. Alle erhoben sich träge, schulterten Bündel und Koffer, die Tür ging auf, sie tropften einzeln in die Nacht hinaus und traten den Weg zur Grenze an. Sie versuchten zu singen, irgend jemand verbot es ihnen, es war Kapturaks Stimme. Man wußte nicht, ob sie aus den vorderen Reihen herkam, aus der Mitte, aus der letzten.

Sie schritten also schweigsam durch das dichte Zirpen der Grillen und das tiefe Blau der Nacht.

Nach einer halben Stunde kommandierte ihnen Kapturaks Stimme: Niederlegen! Sie ließen sich auf den taufeuchten Boden fallen, lagen reglos, preßten die klopfenden Herzen gegen die nasse Erde, Abschied der Herzen von der Heimat. Dann befahl man ihnen aufzustehn. Sie kamen an einen seichten breiten Graben, ein Licht blinkte links von ihnen auf, es war das Licht der Wächterhütte. Sie setzten über den Graben. Pflichtgemäß, aber ohne zu zielen, feuerte hinter ihnen der Posten sein Gewehr ab.
„Wir sind draußen!“
rief eine Stimme.
In diesem Augenblick lichtete sich der Himmel im Osten. Die Männer wandten sich um, zur Heimat, über der noch die Nacht zu liegen schien und kehrten sich wieder dem Tag und der Fremde zu.

Einer begann zu singen, alle fielen ein, singend setzten sie sich in Marsch. Nur Schemarjah sang nicht mit. Er dachte an seine nächste Zukunft (er besaß zwei Rubel); an den Morgen zu Haus.
In zwei Stunden erhob sich daheim der Vater, murmelte ein Gebet, räusperte sich, gurgelte, ging zur Schüssel und verspritzte Wasser. Die Mutter blies in den Samowar. Menuchim lallte irgend etwas in den Morgen hinein, Mirjam kämmte weiße Flaumfedern aus ihrem schwarzen Haar. All dies sah Schemarjah so deutlich, wie er es nie gesehn hatte, als er noch zu Hause gewesen war und selbst ein Bestandteil des heimatlichen Morgens. Er hörte kaum den Gesang der andern, nur seine Füße nahmen den Rhythmus auf und marschierten mit.

Eine Stunde später erblickte er die erste fremde Stadt, den blauen Rauch aus den ersten fleißigen Schornsteinen, einen Mann mit einer gelben Armbinde, der die Ankömmlinge in Empfang nahm. Von einer Turmuhr schlug es sechs.

HIOB – Roman eines einfachen Mannes
von Joseph Roth
Copyright 1930 by Gustav Kiepenheuer Verlag AG., Berlin
Druck der Offizin Haag-Drugulin AG. in Leipzig

It doesn’t occur his mind

Indeed he is in great fear, not knowing what mighty one may suddenly appear, wielding the Ring, and assailing him with war, seeking to cast him down and take his place. That we should wish to cast him down and have no one in his place is not a thought that occurs to his mind.

JRR Tolkien: The Lord of the Rings, ISBN 0 261 10243 5