„Vorbei die Zeiten, wo die Schmiere stehenden Kinder und Frauen beim Nahen der Gendarmen den Schmugglern: „Otsoa! Otsoa! Der Wolf! Der Wolf!“ zuriefen – der Wolf ist Vegetarier geworden, weil es keine Schafe mehr gibt. Vorbei Romantik, zerissenes Abendgewölk, durch das der bleiche Mond die heimlichen Contrebandiers bescheint, Schmugglerliebe und Schmugglertod . . . Kino.
Vor allem deshalb, weil ja heute keinem vernünftigen Menschen mehr die Grenze noch eine solche herzklopfenverursachende Ehrfurcht einflößt. Wir wissen doch. Wir wissen doch, wer da für wen wacht. Das Getreide soll nicht daher kommen, wo es billiger ist, die Klaviere nicht daher, wo man besser versteht, sie zu machen – künstlich hochgehalten werden Industrie, Kapital und Erwerbsmöglichkeit. Ein wirtschaftlicher Vorgang. Streicht eure lächerlichen Grenzpfähle doch nicht so feierlich an! Setzt drauf: Müllers Fettvaseline ist das Beste! Das käme der Wahrheit schon wesentlich näher.“
Ein Pyrenäenbuch von Peter Panter (aka Kurt Tucholsky) Verlag Die Schmiede Berlin 1927