Gedicht auf den Rhein

Oder fast alles. Am Schluss schreibt die pubertierende Motte noch ein Gedicht auf den Rhein: „rhein / du sülze / ach du dumme suppe / stur grummelst du an allem vorbei …“ Sie hatte sich ein Buch gekauft: „Treffen junger Autoren 1993 – Die Gewinnertexte“, auch darin waren viele Gedichte in Kleinschreibung verfasst. Man will beim Lesen schon schwer seufzen. Ohne den letzten Satz wäre das alles vielleicht ganz lustig, aber womöglich auch nicht

Andreas Stichmann: „Loreley“. Rowohlt, Hamburg 2024, 128 Seiten, 24 Euro

Dirk Knipphals Literaturredakteur

Qlosterstüffche

Solidaritätskundgebung am Freitag, 17. Mai um 19:00 vor dem Qlosterstüffje, Venloer Straße 221

Das Qlosterstüffje ist eine über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Kneipe mit Kicker, Kegelbahnen und Karnevalpartys. Unkonventionell und nicht davon getrieben, immer hipper zu werden. Eine Kneipe für die Nachbarschaft, für alle Altersgruppen, für unterschiedlichste Stammtische, zum Debattieren und Feiern.
Wieder droht ein Ort der Begegnung und Kultur, der das Leben im Veedel auszeichnet, Immobilienspekulation zum Opfer zu fallen

Freund*innen des Qlosterstüffjes

Broschüre über den Impfzwang

Er schrieb eine Broschüre über die Maul- und Klauenseuche, über die Seele der Hunde und einen Protest gegen den Impfzwang. Er beschäftigte sich mit Okkultismus, Hypnose, Augendiagnostik, er besaß ein Mikroskop und einen Schmelzofen, er glaubte an ein Perpetuum mobile und an künstliches Gold, er las oft im Lexikon und in Fremdwörterbüchern. Er ließ sich kein Fremdwort entgehen, verfolgte jedes bis an seinen Ursprung und kam auf diese Weise zu einem unordentlichen, aber ausgebreiteten Wissen. Seine Frau war manchmal auf ihren gebildeten Mann sehr stolz.

Perlefter
Joseph Roth
© 1978 Verlag Allert de Lange Amsterdam
und Verlag Kiepenheuer & Witsch Köln
Schutzumschlag und Einband Hannes Jähn
Gesamtherstellung Becker Graphischer Betrieb Kevelaer
ISBN 3 462 01263 0

Aus dem Nachwort von Friedemann Berger

Essays über die Weißen Städte aus dem Jahr 1929, die mit den Worten enden: Auf meinem Weg, der nach Norden führt, in den Herbst, in den Nebel, in die Wälder, sehe ich sie wandern. Sie kommen ohne Schwerter.
Aber selbst, wenn sie Waffen hätten, werden sie alles Tödliche ablegen. Hier ist das Leben stärker. Hier ist man nicht leicht bereit, sein Blut zu vergießen. Hier findet man eine Kindheit, seine eigene und die Kindheit Europas. Nirgends wird man so leicht heimisch.

Und selbst wer das Land verläßt, nimmt das Beste mit, das eine Heimat mitgeben kann: das Heimweh.
(J.R., Werke III, a. a. O., S. 934).

Perlefter
Joseph Roth
© 1978 Verlag Allert de Lange Amsterdam
und Verlag Kiepenheuer & Witsch Köln
Schutzumschlag und Einband Hannes Jähn
Gesamtherstellung Becker Graphischer Betrieb Kevelaer
ISBN 3 462 01263 0

Gewinnbringende Ehe

Unversehens war er gewachsen und zur Verlobung reif geworden. Während ich meine kostbaren Jahre mit nutzlosen Gedanken vergeudete, wuchs er in das reife Jünglingsalter und in eine gewinnbringende Ehe hinein. Er war ein prachtvoller Junge, und er erfüllte sein Schicksal musterhaft und zur allgemeinen Zufriedenheit.

Perlefter – Joseph Roth 
© 1978 Verlag Allert de Lange Amsterdam und Verlag Kiepenheuer & Witsch Köln
Schutzumschlag und Einband Hannes Jähn
Gesamtherstellung Becker Graphischer Betrieb Kevelaer
ISBN 3 462 01263 0