Ich glaube nicht, dass Wegignorieren bei der Gefahr von rechts hilft. Ich glaube, dass wir aktiv zeigen müssen, dass wir Rechten keinen Platz geben und dass wir deswegen auch eben in die Oberstadt gehen, wo die Burschenschaften sind.
Die in Polen lebende Publizistin Anne Applebaum hat etwas gesagt, das ich gern ein paar Jahre früher verstanden hätte: „Sie und ich gehören zu den privilegiertesten Menschen auf dem Planeten. Wir haben nicht nur das Recht auf freie Meinungsäußerung, wir können es auch ausüben, wir können politisch engagierte Bürger sein. Es ist absurd, wenn Leute wie wir darüber nachdenken, zu verzweifeln oder aufzugeben.“
Wenn man in der Bundesrepublik der Siebzigerjahre aufwuchs, wusste man, dass parallel zur poppigen Afri-Cola-Sinalco-Werbewelt, zur sozialliberalen „Mehr Demokratie wagen“-Koalition und zu den antiautoritären Kinderläden noch ein anderes Deutschland existierte. Im Untergeschoss.
Medienberater machen Werbung für sich, indem sie erklären, wie sie Politikern beibringen, in Interviews keinesfalls auf Fragen zu antworten, sondern ohne Rücksicht auf den Gesprächspartner ihre „Erzählung“ zu „präsentieren“. Alle spielen allen etwas vor und reden auch noch offen darüber.
Und so funktioniert die neue Rechte. Sie nimmt etwas ein, was für alle da ist. Sie deutet diese Räume, diese Themen, diese Orte um. Sie übernimmt Dinge, die per se eigentlich gar nicht politisch sind. Und durch die Übernahme werden die Dinge politisch. Und jedes Mal, wenn wir darauf stoßen, sickert ihre Politik in den Alltag ein, ins Stadtbild, in die Köpfe.
Ich ging auf ihn zu, durchquerte das Zimmer und wagte nicht, irgendwo anders hinzusehen als in seine Augen. Dann trat ich vor Meister Yehudi hin, nahm mein Fingerglied von ihm ent-gegen, fiel auf die Knie und verbarg mein Gesicht in seinem Schoß. So blieb ich fast eine Minute lang, und als ich endlich den Mut fand, wieder aufzustehen, rannte ich aus dem Zimmer in die Küche und weiter in die kalte Nacht hinaus – gierig nach Luft, gierig nach Leben unter dem endlosen Meer der Wintersterne.
Mural in Cali, Kolumbien, Foto: Johannes Stein, Text: Sofie Hund, taz
Streetart spielt im gesamten Land eine wichtige Rolle für das Vermitteln politischer Botschaften. Als der kanadische Musiker Justin Bieber, fasziniert von der kolumbianischen Graffitikultur, im Jahr 2013 unter Polizeischutz eine Wand in Bogotá besprühen durfte, während noch zwei Jahre zuvor der kolumbianische Jugendliche Diego Felice Becerra in der selben Gegend von den Ordnungshütern beim Sprühen erwischt und auf der Flucht von hinten erschossen wurde, brachen im gesamten Land heftige Proteste aus und zahlreiche Streetart-Kollektive solidarisierten sich mit dem Ermordeten.
One of the things Trump likes coming back to is new plumbing that limits the flow for shower heads or toilets. It can be the loss of little creature comforts like this. It can be hurt feelings. I think that hurt feelings might be a source of right-wing support more common than many imagine. Change imposed on you that you don’t understand the necessity of, that makes your life feel like a life of limitation instead of the abundance your remember.
If you are pretty happy to live in reality, you are not susceptible to belief systems that deny reality and offer an alternative. If the world seems fair and just to you, if you feel valued and respected, you are much less likely to support a politician who says that your disappointments are the fault of some identifiable enemy and who promises revenge.
dass mein Vater einen übertriebenen Wert auf Äußerlichkeiten legt, lange schlicht als Eitelkeit abgetan. Und in Teilen ist es das sicher auch. Inzwischen aber glaube ich, dass seine Obsession tiefere Gründe hat.
Wohlgestalt bedeutet für ihn Harmonie, Harmonie wiederum Ordnung, Ordnung bedeutet Orientierung, und Orientierung bedeutet Sicherheit. Sein inneres Gleichgewicht hängt von einem äußeren Gleichgewicht ab. Der Körper meiner Mutter hat in ihm, der ohnehin schon verunsichert war, eine massive zusätzliche Verunsicherung bewirkt.
Bis heute hadert mein Vater mit seiner sozialen Stellung.
Meine Großmutter hat ihm, dem emporgekommenen Bauernkind, die Scham über die ländliche, allzu ländliche Herkunft vererbt.
Gutes Aussehen kann ein Kompensationsmittel für den sozialen Aufsteiger darstellen. Man kennt das aus Märchen wie Der gestiefelte Kater, wo es die Schönheit des Müllersohnes ist, die dafür sorgt, dass die Leute ihm die Rolle des Prinzen abkaufen. Auch der Emporkömmling Julien Sorel aus Stendhals Rot und Schwarz wird als ausnahmslos schön beschrieben. Ebenso Jack Londons schreibender Matrose, Martin Eden.
„Einen Schauspieler seiner selbst«, hat meine Mutter meinen Vater gerne genannt, weil er sein gutes Aussehen und die Wirkung auf andere über alles andere stellte.
Es stimmt, fällt mir auf. Im Grunde spielt mein Vater die ganze Zeit Theater. Nur was für ein Stück ist es, das er da seit so vielen Jahren aufführt? Und woher diese Neigung zum Drama?
Daniela Dröscher Lügen über meine Mutter Kiepenheuer & Witsch