Tante Frieda

Der Franz hat gesagt, ich soll dableiben, aber er will noch weiter in den Wald gehen. Ich habe gesagt, warum. Es gibt doch jetzt Bier und Würste, und die Musik kommt gleich.
Zeichnung von Olaf Gulbransson in Tante Frieda, von Ludwig ThomaEr hat gesagt, es ist im Wald viel schöner, wenn es still ist, und er mag lieber Vögel hören als die dummen Menschen. Er ist über einen Graben gesprungen und war gleich fort.
Ich habe nachlaufen gewollt, aber da habe ich gedacht, daß es Bier gibt und Würste.
Zeichnung von Olaf Gulbransson in Tante Frieda, von Ludwig ThomaLudwig Thoma: Tante Frieda – Neue Lausbubengeschichten, Erschienen bei Albert Langen, Verlag für Literatur und Kunst, München 1912
Zeichnungen von Olaf Gulbransson

„It seems a shame.“

The others didn’t speak. It was a shame, and there wasn’t a man among them who couldn’t hear the hot whine of guilt all down their backbones. But, as so often happens by that strange alchemy of the soul, the guilt made them arrogant and reckless.
Terry Pratchett, „Sourcery“, © Terry and Lynn Pratchett 1988

Die elegante Frau

„Als Karoline Neuber, die Reformatorin der deutschen Schauspielkunst, im Jahre 1760 in Laubegast bei Dresden starb, untersagte der Pfarrer aufs strengste bei Ihrem Begräbnis das Öffnen der Kirchentüren, und der Sarg mußte über die Kirchhofsmauer gehoben werden, um ein Plätzchen zu finden. Die Kirche schloß die „Kommödianten“ aus. [ … ]“
Rokokoschauspielerin in Iphigenie auf Tauris - Kolorierter Kupferstich von Gaillard aus 'Galerie des Modes'. Paris, 1780„Die Gagen waren zu jener Zeit nicht hoch. Eine Fille d’Opéra war auf ihre Verehrer angewiesen. Figurantinnen und Ballettmädchen erhielten überhaupt nichts. Sie mußten froh sein, Gelegenheit zu haben, ihre Reize in der Öffentlichkeit zur Schau stellen zu können und dadurch reiche Freunde zu bekommen. Fast alle Theatermädchen fingen so an, und es war von vornherein ausgemacht, dass sie auf Tugend verzichteten.“
Gertrude Aretz, Die Elegante Frau
© 1929 by Grethlein & Co., G.m.b.H. Leipzig

XXXVI

Aus meinen großen Schmerzen
mach ich die kleinen Lieder;
Die heben ihr klingend Gefieder
und flattern nach ihrem Herzen.
Sie fanden den Weg zur Trauten,
doch kommen sie wieder und klagen,
und klagen, und wollen nicht sagen,
was sie im Herzen schauten.
Heinrich Heine, Buch der Lieder
Leipzig im Insel Verlag

SIR,

niemals hat ein armer Wicht von einem Zueigner weniger Hoffnungen auf seine Zueignung gesetzt, als ich auf die meinige; schreibe ich sie doch in einem Schlupfwinkel des Königreiches, und in einem abgelegenen, strohgedeckten Haus, allwo ich in dem unerschütterlichen Bemühen lebe, wider die Gebrechlichkeiten schlechter Gesundheit und andere Übelstände des Lebens mit Frohsinn zu fechten; indem ich die feste Überzeugung hege, daß es, so oft der Mensch lächelt, – und um so viel mehr, wenn er lacht, dieses Bruchstück von Dasein bereichert.

Laurence Sterne: Leben und Ansichten von Tristam Shandy, Gentleman.
Übersetzung: Michael Walter, erschienen bei Zweitausendeins

Rules for Making Oneself a Disagreeable Companion

The Writings of Benjamin Franklin: Philadelphia, 1726 – 1757
RULES, by the Observation of which, a Man of Wit and Learning may nevertheless make himself a disagreeable Companion.
Your Business is to shine; therefore you must by all means prevent the shining of others, for their Brightness may make yours the less distinguish’d. To this End,
1. If possible engross the whole Discourse; and when other Matter fails, talk much of your-self, your Education, your Knowledge, your Circumstances, your Successes in Business, your Victories in Disputes, your own wise Sayings and Observations‚ on particular Occasions, &c. &c. &c.;
2. If when you are out of Breath, one of the Company should seize the Opportunity of saying something; watch his Words, and, if possible, find somewhat either in his Sentiment or Expression, immediately to contradict and raise a Dispute upon. Rather than fail, criticise even his Grammar.
3. If another should be saying an indisputably good Thing; either give no Attention to it; or interrupt him; or draw away the Attention of others; or, if you can guess what he would be at, be quick and say it before him; or, if he gets it said, and you perceive the Company pleas’d with it, own it to be a good Thing, and withal remark that it had been said by Bacon, Locke, Bayle, or some other eminent Writer; thus you deprive him of the Reputation he might have gain’d by it, and gain some yourself, as you hereby show your great Reading and Memory.
4. When modest Men have been thus treated by you a few times, they will choose ever after to be silent in your Company; then you may shine on without Fear of a Rival; rallying them at the same time for their Dullness, which will be to you a new Fund of Wit.
Thus you will be sure to please yourself. The polite Man aims at pleasing others, but you shall go beyond him even in that. A Man can be present only in one Company, but may at the same time be absent in twenty. He can please only where he is, you where-ever you are not.
The Pennsylvania Gazette, November 15, 1750